Hochdruck, traditionell bis experimentell | Tiroler Tageszeitung Online – Nachrichten von jetzt!

2021-12-29 21:07:37 By : Ms. Cindy Yang

Landeck – Mit Erfindung des Buchdrucks wurde der Hochdruck auch in Europa populär; den Holzschnitt als gebräuchlichste Variante des Hochdrucks verbindet man mit dem unvergleichlichen Schaffen eines Albrecht Dürers. Eine Renaissance erlebte der Hochdruck in Form von Holz- bzw. Linolschnitt im 20. Jahrhundert im Expressionismus.

Dass der Hochdruck nichts an Faszination eingebüßt hat und aktuell mehr und mehr auch von jungen Künstlern praktiziert wird, liegt wohl am Reiz des manuellen Schaffens und an der Möglichkeit des expressiven Gestaltens. Die 1953 in Zürich unter dem bekannten belgischen Holzschneider Frans Masereel gegründete Künstlervereinigung „XYLON“ hat es sich als Vereinigung der Holzschneider zur Aufgabe gemacht, die Tradition des Hochdrucks durch internationalen Austausch als künstlerisches Ausdrucksmittel zu fördern. Ursprünglich ausschließlich auf den Holzschnitt beschränkt, sind heute alle Hochdrucktechniken einbezogen, unabhängig von den verwendeten Materialien wie Holz, Linol, Gips, Kunststoff.

Längst weltweit agierend, gibt es seit 50 Jahren eine Sektion „XYLON Österreich“ mit 40 Mitgliedern. Diese lädt aktuell auf Schloss Landeck zur Jahresschau 2020/2021. Diese verdeutlicht, welch präzises Instrument die Auseinandersetzung mit traditionellen Drucktechniken bietet, um Bilder praktisch und intellektuell im Voraus zu planen und zu analysieren.

Da scheint alles möglich: energischer Strich und fließende Farben, perfekte Balance zwischen Linie, Fläche, Form und Farbe. Ein Holzdruck, zart nuanciert, wie neu interpretierte Grau-in-grau-Malerei, von Manfred Egger ist da zu sehen. Expressiv und ganz der klassischen Moderne verpflichtet geben sich Reiner Schiestl oder Wilhelm Schramm, zur Erforschung von Innenwelten. Die Handschrift im Wortsinne nutzt Michael Schneider in seiner Befassung mit Minerva, der Schutzgöttin des Handwerks. Impressionen in flächiger Plakatmanier, akribisch angelegte Landschaftsstudien sind ebenso zu bewundern wie Arbeiten, die in der Kategorie informelle Kunst verortet sind. (hau)